Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) by Kim Paffenroth

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition) by Kim Paffenroth

Autor:Kim Paffenroth [Paffenroth, Kim]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783865521750
Herausgeber: Festa
veröffentlicht: 2012-03-16T04:00:00+00:00


Kapitel 13

Es war schon komisch, aber im Großen und Ganzen ging hinterher alles wieder seinen gewohnten Gang, sowohl nach meinem Gelübde als auch nach dem Tod von Miss Dresdens Baby. Ich frage mich nach solchen Ereignissen immer, ob wir wohl über eine gewisse Widerstandsfähigkeit oder Robustheit verfügen oder ob es doch an jener Art der Hoffnung liegt, von der Milton gesprochen hatte – oder ob wir vielleicht einfach nur stur waren. Ich denke oft, dass es eher an einer Art Trägheit oder Zähigkeit der lebendigen Materie liegt – einer plumpen, nassen Schwere, durch die das Leben immer weiterfließt oder weiterwandert, wie eine Flut oder ein Gletscher, je nach Situation. Die Lebenden bleiben am Leben – sie leben sogar weiter, nachdem sie gestorben sind. Das ist weder gut noch schlecht, es ist einfach so, und wir müssen entsprechend planen und lernen, damit umzugehen.

Wir machten also weiter wie gehabt, mit all den banalen, manchmal aber auch angenehmen Dingen unseres Lebens. Der Unterricht war für diesen Sommer zu Ende, aber ich hatte noch eine Ballettstunde bei Miss Wright vor mir. Auf meinem Weg ins Klassenzimmer kam ich an Mr. Enders vorbei, der an seinem kleinen Schreibtisch saß. Es war ein heißer, schwüler Tag, und er war eingenickt und lehnte mit geschlossenen Augen und offenem Mund an der kühlen Gipswand. Ich ging ganz leise an ihm vorbei, da ich keinen Grund sah, ihn zu stören.

Im Klassenzimmer gesellte ich mich zu Miss Wright, Vera und den anderen Mädchen. »Hi Zoey«, begrüßte mich Miss Wright. Sie war viel strenger und einschüchternder als ihr Mann, Mr. Caine, aber ich mochte sie trotzdem. Sie wirkte stets, als fühle sie sich in ihrem Körper wohl – ganz im Gegensatz dazu, wie ich mich in jenem Jahr fühlte. Ihre tiefbraune Haut glänzte geheimnisvoll. Wie das meiner Mom hatte auch ihr Haar ein paar graue Strähnen, aber im Gegensatz zu ihr trug Miss Wright es immer streng zusammengebunden. Sie hatte den Körper einer Tänzerin – einen normalen oder eher schlanken Oberkörper und kräftige, durchtrainierte Beine.

Abgesehen von ihrer Haut waren ihre großen braunen Augen das Atemberaubendste und Schönste an ihr: weit, offen und ehrlich und dabei stets ein wenig ernst, aber nicht traurig, sondern eindringlich und hart, so als hätten sie schon viel zu viel Geheimnisvolles und Schmerzhaftes in dieser Welt gesehen.

»Hallo, Miss Wright«, erwiderte ich und stellte meine Sporttasche ab.

»Geht’s dir gut?« Sie legte mir eine Hand auf die Schulter und betrachtete mein beinahe schwarzes linkes Auge.

»Ja, alles okay.« Kahlköpfig, blass und ein dunkel verfärbter Ring um eines meiner Augen – es kostete mich schon Überwindung, überhaupt aus dem Haus zu gehen.

Sie deutete ein Lächeln an. Noch ein Zeichen für ihre Ernsthaftigkeit, dachte ich, dass sie nur selten lächelte und niemals lachte. »Du hast das wirklich gut gemacht, Zoey. Das tust du immer. Ich hoffe, du weißt das.«

Der Raum, den wir zum Tanzen nutzten, hatte eine komplette Fensterfront, sodass das Sonnenlicht ihn an jenem Nachmittag hell erstrahlen ließ, aber dank der geöffneten Fenster blieb er angenehm kühl. Die meisten Tische waren in die anderen Klassenzimmer gebracht worden, aber ein paar standen noch unter den Fenstern.



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